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Frage von Annabell:
Mein Baby ist 3 Monate alt und schläft nachts bei uns im Bett, weil es noch gestillt wird. Wenn es dann wieder eingeschlafen ist, will ich es in sein eigenes Bettchen legen, doch dann wacht es auf und schreit so lange, bis ich es wieder zu mir ins Bett hole. Das ist anstrengend. Verwöhne ich mein Baby? Was soll ich tun, damit ich in Ruhe schlafen kann?


Antwort: Hallo Annabell:
Mit drei Monaten werden Babys noch nicht verwöhnt. Mit Zuneigung und Körperkontakt wird kein Kind der Welt verwöhnt, sondern es lernt, dass es angenommen, wichtig und umsorgt ist. Es kann damit Sicherheit und Urvertrauen gewinnen. Schlafen ist ein natürliches Bedürfnis. Auch Mütter haben das Bedürfnis nach Schlaf, das ist legitim. Der Mensch hat ein sog. „unvollständiges Erwachen“, das hat er noch aus Urmensch- Zeiten. Man wacht kurzzeitig auf, um zu überprüfen, ob noch alles normal ist, beim Gewohnten und ungefährlich ist, so wie beim Einschlafen. Früher haben die Menschen überprüft, ob ein Gewitter, ein wildes Tier oder sonstige Gefahr droht. Heute wacht man kurz auf, deckt sich neu zu, schließt ein Fenster usw. Alles was anders ist, als beim Einschlafen wird als unnormal, somit als Gefahr bewertet und muss sofort geändert werden. Deshalb wird „Alarm“ gegeben. Für Ihr Kind ist es der normale Zustand im Elternbett ein zu schlafen.  Wird es dann (zunächst nach ca 20 Minuten) kurzzeitig wach, so „checkt“ es die Situation ab. Es bemerkt, dass es woanders ist, das gilt als unnormal und somit als Gefahr. Es meldet  Alarm, so lange, bis der „normale“ Zustand wieder hergestellt ist. Tatsächlich ist es in den meisten Kulturen auch normal, dass Kinder bei den Eltern schlafen, dass die Betten Familienbetten sind. Evolutionsbedingt ist der Mensch eigentlich nicht dazu geschaffen, alleine zu schlafen, insbesondere Babies nicht. Für sie ist es überlebensnotwendig, dass sie bei den Eltern schlafen, damit diese mögliche Gefahren abwenden. Es gibt Studien, in denen festgestellt wurde, dass alle Kinder, die am plötzlichen Kindstod gestorben sind, alleine in ihrem Bett lagen. Für die kindliche Bindung, das Urvertrauen, die als Grundlage für eine stabile Persönlichkeit gilt, ist es wichtig, dass die psychischen und physischen Bedürfnisse in den ersten Lebensjahren unmittelbar, mit Körperkontakt, Blickkontakt und sprachlicher Begleitung befriedigt werden. Dazu gehört, dass ein Baby sofort, wenn es wach wird und weint, getröstet wird und Einschlafen nicht als allein-gelassen-sein und damit als lebensbedrohlichen Zustand erlebt. Alle Kinder schlafen irgendwann alleine. Mehr dazu können Sie auch bei Dr. Brisch in der Reihe "Schwangerschaft und Geburt" und "Säuglings- und Kleinkindalter" nachlesen. Ab frühestens einem Jahr kann der „normale“ Einschlafzustand im eigenen Bettchen sein. Meistens können dann die Babies auch ohne Mahlzeiten mehrere Stunden am Stück schlafen oder schlafen durch. Das Abstilllen sollte einige Zeit vorher erfolgt sein und die Umstellung vom Elternbett zum eigenen Bett sollte langsam und geduldig erfolgen. Das Kind sollte auch immer noch mit den Eltern im  Zimmer schlafen. Legen Sie Ihr Baby noch wach bereits zum Einschlafen in sein eigenes Bett und bleiben Sie anfangs die ersten Tage in unmittelbarer Nähe  bis es schläft. Wenn es aufwacht gehen Sie sofort wieder hin und trösten es. Es lernt damit, dass immer jemand da ist, wenn es wach wird und Trost braucht.  (Das ist anstrengend!) Lassen Sie das Licht aus und sprechen Sie mit Ihm und streicheln es. Aber lassen Sie es im Bettchen liegen, es sei denn es muss aus irgendwelchen Gründen hochgehoben werden. Damit lernt es, dass es normal ist, alleine im Bettchen zu liegen und dort ein zu schlafen. Es lernt aber auch, sich darauf zu verlassen, dass sich jemand kümmert, wenn etwas ist. Das ist wichtig. Keines Falles sollte man Babies schreien lassen, bis sie wieder einschlafen- denn das kann Ängste verursachen, ein traumatischer Zustand sein, und zu Bindungsstörungen führen. (Ganz zu schweigen von weiteren Schlafschwierigkeiten). Es kann einige Nächte bis Wochen dauern, dass Sie immer wieder aufstehen und zum Bettchen gehen müssen, und es dann auch länger dauert, bis Ihr Baby wieder einschläft. Irgendwann genügt es schon, wenn Sie nur Antwort geben und  Ihr Kind wird es als normal empfinden alleine im Bettchen zu schlafen. Für Ihr Kind ist es dann keine radikale Umstellung, sondern es lernt, dass Sie da sind, auch wenn es anfangs anders ist. Allerdings sollten Sie es sich auch überlegen, ob das tatsächlich sein muss oder ob Ihr Bestreben, dass das Kind alleine schlafen können muss, andere Gründe hat, z.B. weil das bei anderen so ist, oder Ihre Sorge ist, das Kind zu verwöhnen. Eventuell schlafen Sie alle besser, wenn das Baby einfach bei Ihnen im Bett liegt. Und irgendwann schlafen die Kinder von alleine nicht mehr bei Ihnen.
Mary Poppins singt: „Bleibt schön wach, schlaft nicht ein“.. und den Kindern fallen die Augen zu…

 

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